Gesamtwirtschaftliche Lage


Heftige Turbulenzen auf den Finanzmärkten

Im Zuge der Eskalation der Eurokrise kam es im Sommer zu massiven Kursverlusten auf den globalen Aktienmärkten. Die Befürchtungen reichten teilweise soweit, dass von den Banken und Ökonomen Ausstiegsszenarien einzelner Euroländer oder ein Zusammenbruch der Währungsunion diskutiert wurden. In der 2. Jahreshälfte glichen die Aktienindizes einem politischen Stimmungsbarometer, welches das Ringen der politischen Führung der Eurozone um eine Lösung der Verschuldungskrise wiedergab. Erst gegen Jahresende kam es zu einer Entspannung – die europäischen Leitindizes konnten die Verluste allerdings nicht mehr aufholen und schlossen das Jahr 2011 negativ ab.

Der amerikanische Aktienmarkt kam im Zuge der Eurokrise und aufgrund des erstmaligen Downgradings der USA durch die Ratingagentur Standard & Poor’s Mitte des Jahres ebenfalls unter Druck. Allerdings konnte die US-Wirtschaft in der 2. Jahreshälfte mit robusten Makrodaten überzeugen und der DOW JONES INDUSTRIAL zeigte ein deutliches Jahresplus von 8,4 Prozent.

Flucht in den sicheren Hafen auf den Anleihemärkten

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im Herbst ihren Zinsanhebungszyklus beendet und die Leitzinsen in zwei Schritten von 1,5 auf 1 Prozent gesenkt. Vor dem Hintergrund einer erhöhten Rezessionswahrscheinlichkeit beurteilte die EZB die Inflationserwartungen als gut verankert und die Inflation sank gegen Ende des Jahres im Euroraum auf 2,7 Prozent. Die Rohstoffmärkte, welche Anfang 2011 die weltweite Inflation stark anheizten, beruhigten sich ebenfalls. Die US Federal Reserve hält die Leitzinsen seit 2008 auf praktisch 0 Prozent und hat kommuniziert, diese Strategie bis 2014 beizubehalten.

Ein großes Thema waren 2011 die unkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen der EZB, die mit dem Ankauf von Staatsanleihen (bis dato circa 220 Milliarden Euro) einzelne Peripherieländer stützte und den Bankensektor mit massiver Liquidität versorgte. Im Dezember wurde die Entscheidung, den Banken über drei Jahre Liquidität zur Verfügung zu stellen („LTRO“), von den Märkten sehr positiv aufgenommen und bis dato mit einem Volumen von über 1.000 Milliarden Euro ausgenutzt.

Auf den Anleihemärkten flohen die Anleger in den sicheren Hafen. Jenseits des Atlantiks profitierten US-Staatsanleihen von dieser Entwicklung. Der Euro wertete im 2. Halbjahr stark gegenüber dem US-Dollar ab und schloss Ende Dezember bei 1,30. In Europa war Deutschland der große Gewinner mit historisch niedrigen Zinsen, da die Renditen von zehnjährigen deutschen Bundesanleihen im September unter 2 Prozent fielen. Aufgrund der hohen Risikoaversion wurden Anleihen europäischer Kernländer zeitweise sogar zu einer negativen Verzinsung gehandelt. Während einige Länder von den Kapitalmärkten abgeschnitten sind und nur mit Hilfe des europäischen Rettungsschirms finanziert werden konnten (Griechenland, Portugal, Irland), erreichten auch die Renditen Italiens und Spaniens zeitweise Niveaus, welche langfristig für die Bonität dieser Länder als nicht tragbar angesehen werden.

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