Wirtschaftliches Umfeld

Das Wirtschaftswachstum wurde 2016 im Euroraum durch eine stabile und widerstandsfähige Ausweitung der Inlandsnachfrage getrieben. Im vierten Jahr nach der Eurokrise (2011/12) stieg das gemeinsame Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vergangenen Jahr um 1,7 Prozent, nachdem 2015 ein Plus von 2,0 Prozent verzeichnet worden war. Zum Jahreswechsel zeigten die Frühindikatoren auch einen positiven Start in das Jahr 2017 an. Allerdings wurde die insgesamt recht positive wirtschaftliche Entwicklung 2016 durch politische Großereignisse wie die im Juni gefallene Grundsatzentscheidung Großbritanniens über den Austritt aus der Europäischen Union überschattet. Trotz einer Abwertung des britischen Pfunds kam es jedoch bislang zu keinem Konjunktureinbruch in Großbritannien. Die Ablehnung einer Reform des italienischen Wahlrechts im Rahmen des Referendums im Dezember 2016 löste zwar einen Regierungswechsel in Italien aus, führte aber zu keiner politischen oder wirtschaftlichen Krise. Dennoch blieb die italienische Wirtschaft mit rund 0,9 Prozent Wirtschaftswachstum hinter den allgemeinen Erwartungen und hinter dem gesamten Euroraum zurück.

Die Konjunktur in Österreich gewann im letzten Jahr hingegen an Fahrt. Das reale BIP-Wachstum beschleunigte sich mit 1,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Steigende Bruttoanlageinvestitionen unterstreichen eine Verbesserung der Stimmung und der Zukunftserwartungen bei den österreichischen Betrieben. Darüber hinaus wird die allgemeine Nachfrage zumindest vorübergehend durch positive Effekte der Steuerreform unterstützt. Dennoch stieg die Arbeitslosenrate 2016 weiter auf durchschnittlich 6,0 Prozent (Eurostat). Im Gegensatz dazu ging die Arbeitslosenrate im Euroraum tendenziell zurück, hielt sich im Jahresdurchschnitt 2016 jedoch noch bei deutlich höheren 10,0 Prozent.

Die Inflationsrate lag 2016 im Euroraum im Schnitt bei 0,2 Prozent, verzeichnete jedoch gegen Jahresende wieder einen Anstieg, der vor allem durch den volatilen Energiepreisindex getrieben wurde. Nicht zuletzt durch die expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) konnte eine anhaltende Deflationsphase verhindert werden. Dennoch dominieren Bedenken über negative Nebeneffekte der lockeren Geldpolitik – wie die zunehmende Erschwernis privater Vorsorge, die Bildung von neuen Vermögensblasen oder die Verschiebung von Wirtschaftsreformen –, wie sie beispielsweise der deutsche Sachverständigenrat vorbringt, verstärkt die öffentliche Diskussion. Obwohl die Kerninflationsrate noch weit unter dem Inflationsziel der EZB blieb, weisen die Prognosen auf höhere Preisanstiege – und folglich auch auf eine leichte Entspannung der Niedrigzinsphase – in den kommenden Jahren hin. Die US-Notenbank Fed hat im Dezember 2016 im Rahmen ihres langsamen Zinsanhebungszyklus die nach Dezember 2015 zweite Leitzinsanhebung um 25 Basispunkte auf eine Bandbreite von 0,5 bis 0,75 Prozent vorgenommen.

In Zentral- und Osteuropa (CEE) zeigten sich die makroökonomischen Rahmenbedingungen im vergangenen Jahr generell positiv, und das BIP zeigte in jenen Ländern, in denen UNIQA aktiv ist, einen Anstieg von durchschnittlich rund 2,8 Prozent (ohne Russland). Auch längerfristige Wachstumsprognosen zeigen für die Märkte in CEE eine jährliche Wachstumsdifferenz zu Westeuropa von bis zu plus 1,5 Prozent. Damit ist eine Fortsetzung des Konvergenzprozesses dieser Länder – wenn auch mit geringerer Geschwindigkeit als vor der Finanzkrise – zu erwarten. Generell wird die Konjunktur in der Region durch eine solide Nachfrage im Inland und moderat steigende Pro-Kopf-Einkommen unterstützt. Eine Verbesserung der Stimmung bei Konsumenten und Unternehmen, eine Erholung in einigen lokalen Kreditmärkten sowie steigende Fahrzeugneuzulassungen sind nur einige der Faktoren, die insgesamt und besonders im letzten Jahr den Aufholprozess in den osteuropäischen Versicherungsmärkten unterstützten.

In Zentraleuropa (Polen, Slowakei, Tschechien und Ungarn) lag das Wirtschaftswachstum im vergangenen Jahr voraussichtlich bei rund 2,5 Prozent. Zum Teil haben hier Unterbrechungen beim Abruf von Finanzmitteln aus den Kohäsions- und Strukturfonds der EU, die im Zuge der Umstellung auf den neuen Budgetrahmen (2014 – 2020) auftraten, zu geringeren Bruttoanlageinvestitionen geführt. Die Wirtschaftsforscher erwarten nun jedoch wieder eine Normalisierung der Finanzierungsströme aus den EU-Töpfen, sodass sich die Wachstumsraten voraussichtlich auch wieder an das Potenzial der Region (rund 3,0 Prozent p. a.) annähern werden. Die Arbeitslosenraten sinken auf Niveaus (von durchschnittlich 5,9 Prozent), die zuletzt vor der Finanzkrise (2008/09) zu registrieren waren. Nach zum Teil deflationären Tendenzen scheinen sich seit Jahresbeginn 2017 auch die Konsumentenpreise wieder zu normalisieren.

In der Ukraine haben sich die makroökonomische Entwicklung und der Bankensektor weitgehend stabilisiert, und die Wirtschaft konnte 2016 überraschend mit einem leichten BIP-Wachstum abschließen. Russlands Wirtschaft bewegt sich ebenfalls langsam aus der Rezession. Steigende Rohölpreise und eine Stabilisierung der Währung wirken sich positiv aus, während die Erholung der privaten Nachfrage noch hinterherhinkt. Unter anderem angetrieben durch fiskalische Einmaleffekte erreichte Rumänien mit voraussichtlich 4,8 Prozent eine der höchsten BIP-Wachstumsraten des Jahres 2016.

Südosteuropa verzeichnete 2016 ebenfalls eine Zunahme der wirtschaftlichen Aktivitäten, das BIP-Wachstum lag hier im Schnitt bei 2,8 Prozent. In den größeren Ländern der Region (Bulgarien, Kroatien und Serbien) gewinnt der Aufschwung insgesamt an Fahrt, während die wirtschaftliche Entwicklung in den südwestlichen Balkanländern durch öffentliche Investitionsprojekte, den Bausektor und Zuwächse im Tourismus unterstützt wird.

Für 2017 zeichnet sich generell eine Fortsetzung des guten gesamtwirtschaftlichen Umfelds in CEE ab. Zentraleuropas BIP-Wachstum sollte sich wieder der 3-Prozent-Marke nähern, während sich in der Ukraine und Russland der Aufschwung nach der starken Rezession fortsetzen wird. Darüber hinaus rechnen die Wirtschaftsforscher mit einem stabilen Preisumfeld und weiterhin positiven Trends auf den Arbeitsmärkten.