Wirtschaftliches Umfeld

Die Weltwirtschaft ist in vollem Schwung. Im Jahr 2017 leisteten sowohl die Industrieländer als auch die Schwellenländer solide Beiträge zum Wirtschaftswachstum. Der US-amerikanische Kongress verabschiedete knapp vor Jahresende eine große Steuerreform. In Europa wird ein „harter“ Brexit – also ein unkontrollierter Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union (EU) – mittlerweile als weniger wahrscheinlich angesehen.

2017 zeichneten die meisten Umfragen im Euroraum positive Bilder. Konsumenten und Firmen sind zuversichtlicher und das Unbehagen, welches die Jahre nach der Finanzkrise (2008/09) bzw. der europäischen Staatsschuldenkrise (2011/12) kennzeichnete, scheint langsam überwunden. Einen Beitrag dazu leistete die Entwicklung auf den europäischen Arbeitsmärkten: Im gesamten Euroraum sank die Arbeitslosenrate bis Dezember 2017 auf 8,7 Prozent und im Jahr 2018 wird sie voraussichtlich den langfristigen Durchschnitt von rund 8,5 Prozent erreichen. Im 2. Halbjahr 2017 verfestigte sich auch die gute Konjunktur in Europa. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des gesamten Euroraums verzeichnete 2017 einen Anstieg von 2,5 Prozent. Die österreichische Volkswirtschaft weist voraussichtlich ein BIP-Wachstum von 2,9 Prozent für das Gesamtjahr aus. Erfreulich war auch die Entwicklung am heimischen Arbeitsmarkt. Die saisonbereinigte Arbeitslosenrate ging auf 5,3 Prozent im Dezember 2017 zurück und die Beschäftigungsentwicklung zeigte eine deutliche Belebung.

Die Zuversicht manifestiert sich auch in der Geldpolitik der wichtigsten Notenbanken. Die US-Notenbank (Fed) nahm im vergangenen Jahr drei Zinsanhebungen vor, und die Bandbreite für den Leitzinssatz lag damit zu Jahresende zwischen 1,25 und 1,50 Prozent. Im Oktober 2017 wurde zudem mit der Reduktion der Zentralbankbilanz begonnen, welche durch die großvolumigen Anleihekäufe der Notenbank stark angestiegen war. Die Fed ist der Europäischen Zentralbank (EZB) damit zwar einen Schritt voraus, allerdings zeichnet sich auch bei deren Geldpolitik langsam eine schrittweise Normalisierung ab. Die zusätzlichen monatlichen Anleihekäufe („Quantitative Easing“) wurden mit Jänner 2018 auf 30 Milliarden Euro reduziert und sollen bis September 2018 laufen. In der Folge wäre 2019 der Beginn eines Leitzinsanhebungszyklus möglich. Die Inflationsrate stieg 2017 im Euroraum auf 1,5 Prozent. Die Lohn- und Preisentwicklung bleibt voraussichtlich verhalten, und die Normalisierung des Zinsumfelds wird langsam erfolgen. Das konstruktive realwirtschaftliche Umfeld und der geldpolitische Impetus unterstützen die insgesamt positive Entwicklung auf den internationalen Finanzmärkten.

In Zentral- und Osteuropa (CEE) blieben die meisten Volkswirtschaften auf der Überholspur. 2017 lag das Wirtschaftswachstum in den UNIQA Kernländern in CEE (ohne Russland) im Durchschnitt bei 4,4 Prozent. Die Länder Zentraleuropas (Polen, Slowakei, Tschechien und Ungarn) holten wirtschaftlich weiter gegenüber Kerneuropa auf. Die Arbeitslosenraten erreichten in Polen (4,9 Prozent), der Slowakei (7,8 Prozent), Tschechien (3,0 Prozent) und Ungarn (4,2 Prozent) im letzten Jahr Tiefststände. Einkommenszuwächse und eine gute Stimmung unter Konsumenten und Firmen treiben die solide Entwicklung der Inlandsnachfrage.

Die Zentralbanken jener Länder, welche über eine eigene Währung verfügen, beginnen mit der Normalisierung der Zinslandschaft, wenn auch in unterschiedlichem Tempo. Die Tschechische Nationalbank löste im April 2017 die Kopplung der Koruna an den Euro und begann mit zwei Leitzinsanhebungen eine Straffung der Geldpolitik. In Rumänien nahm die Nationalbank im Jänner 2018 einen ersten Zinsschritt auf ein Leitzinsniveau von 2,0 Prozent vor. Die rumänische Wirtschaft wies mit voraussichtlich 7,1 Prozent im letzten Jahr eine sehr hohe BIP-Wachstumsrate aus. Der durchschnittliche Bruttolohn stieg bereits das zweite Jahr in Folge im zweistelligen Bereich (15,1 Prozent). Polens Notenbank wird voraussichtlich 2019 mit einem Leitzinsanhebungszyklus folgen. Die bislang niedrige Kerninflationsrate wurde durch den Zustrom von Arbeitskräften aus der Ukraine gedämpft. Ungarns Notenbank behält trotz der Hochkonjunktur eine lockere Geldpolitik bei.

Russland und die Ukraine verzeichnen im Vergleich zur gesamten Region einen etwas verhaltenen Aufschwung. Das reale BIP stieg im letzten Jahr um 1,5 Prozent in Russland, was mitunter auch durch die Stabilisierung an den Rohstoffmärkten begünstigt wurde. Die restriktive Geldpolitik und die Etablierung eines Inflationsziels (4,0 Prozent) verhalfen dem Land zu einer nunmehr stabileren Preisentwicklung (3,7 Prozent) als in vergangenen Perioden mit hoher Inflation.

In Südosteuropa zeigt sich eine buntere wirtschaftliche Landkarte. Kroatien profitierte mit einem BIP-Anstieg von 3,4 Prozent vor allem von einem Boom im Tourismussektor. In einigen Ländern sinken die hohen strukturellen Arbeitslosenraten nur langsam. Infrastrukturprojekte treiben generell das Wirtschaftswachstum am südwestlichen Balkan (Albanien, Montenegro) an. Insgesamt waren die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Jahr 2017 mit einem Wirtschaftswachstum von rund 3,0 Prozent auch in den Balkanländern günstig.